Kardio-Onkologie

Autorenteam Kantonsspital St.Gallen

Definition

Krebspatienten haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität durch: Therapie-assoziierte Nebenwirkungen, gemeinsame Risikofaktoren (Nikotin, arterielle Hypertonie, Alter) und die unmittelbare Interaktion des kardiovaskulärem Systems mit dem hämatologischen und/oder somatischen Tumorleiden. Die Kardio-Onkologie widmet sich als Spezialgebiet dieser besonderen Patientenpopulation.

Abb. 1 Abklärung und Monitoring des kardio-onkologischen Patienten vor, während und nach der Therapie; HFA = Heart Failure Association, ICOS = International, Cardio-Oncology Society, HFA-ICOS-Risiko-Assessment (siehe Quellen/Links)

Empfehlungen europäisch, national

Im August 2022 ist die erste ESC Leitlinie Kardio-Onkologie veröffentlicht worden. Auch Schweiz-weit ist eine erste nationale Empfehlung hierzu erschienen, letztere als praktisches Booklet zum Nachschlagen in pdf-Format (siehe auch Links am Kapitelende).


Ziel

Zentrales Anliegen der Kardio-Onkologie ist es, die betroffenen, onkologischen Patienten während ihres gesamten onkologischen Behandlungspfades (vor, während und auch nach der Therapie) anhand einer sinnvollen Risikoabschätzung über ein Monitoring (Klinik, EKG, Echo, kardiale Biomarker) mit Prävention und Therapiemassnahmen optimal zu begleiten und zu überwachen; also vorausschauend und begleitend und nicht erst, wenn schon irreversible Schäden aufgetreten sind.

Wichtig ist möglichst vor Beginn der onkologischen Behandlung zu klären, bei welchen Patienten ein erhöhtes Risiko für kardiotoxische Nebenwirkungen und Komplikationen besteht. Patienten-spezifische Faktoren (z.B. reduzierte LVEF) und Therapie-spezifische Faktoren spielen hier einer Rolle und bestimmen zusammen die Intensität der kardio-onkologischen Mitbetreuung.

Kardiotoxizität spezifischer Tumortherapien

Für mehrere spezifische onkologische Therapien und Substanzen (siehe Tab. 1) liefern die genannten Literaturstellen konkrete Empfehlungen in der Betreuung von onkologischen Patienten im praktischen Alltag und mit welchen Strategien das Kardiotoxizitätsrisiko minimiert werden kann.

Tab. 1
Wichtige Substanzklassen mit erhöhtem Kardiotoxizitätsrisiko
Anthrazykline Bruton Tyrosinkinase-Inhibitoren
Her2-gerichtete Therapien RAF-MEK Inhibitoren
Immuncheckpoint-Inhibitoren Zell-basierte Therapie (CAR-T und TIL)
VEGF/R gerichtete Therapien Stammzelltransplantation
BCR-ABL Tyrosinkinase Inhibitoren Androgen-Deprivations-Therapien
Fluoropyrimidine Radiotherapie
Proteasom Inhibitoren

Kardiovaskuläre Nebenwirkungen

Das Spektrum möglicher kardiovaskulärer Nebenwirkungen (NW) ist breit. Eine häufig auftretende und relevante NW ist die Entwicklung einer linksventrikulären Dysfunktion, des weiteren kann es zu thromboembolischen Ereignissen, Herzrhythmusstörungen (u.v.m.) kommen. Bisweilen sind bei den kardio-onkologischen Patienten spezifische Therapiemassnahmen zu berücksichtigen. Kardiovaskuläre NW können früh oder auch erst Jahre nach der onkologischen Therapie auftreten, sie können asymptomatisch oder symptomatisch verlaufen. Ein langfristiges kardiologisches Follow-Up macht bei ausgewählten Patientengruppen Sinn (Cancer-Survivorship).

Für Patienten unter Therapie: Wenn immer vertretbar, ist das Fortführen der onkologischen Therapie, ohne unnötige Unterbrechungen, anzustreben. Die gute interdisziplinäre Kommunikation und die europäischen und nationalen Empfehlungen helfen in der bestmöglichen Betreuung und Behandlung betroffener Patienten.

Quellen/Links

 

Dr. Eva Scheler
Dr. Martin Fehr

Lizenz

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